Wer, so wie ich, dass Glück hatte, eine aktuelle Sommer etwas ausgiebiger zu testen, ist überrascht.
Überrascht deshalb, weil die Rahmengeometrie, Gabel, Federbeine etc. identisch zum alte, Royal Enfield basierten Modell sind. Eigentlich sollten die Fahreigenschaften ziemlich identisch sein, sind sie aber nicht
Die aktuelle Kiste fährt sich um Welten besser.
Das bedeutet nun nicht, dass ich damit wesentlich schneller um die Ecken komme, wirklich überfordert war auch das alte Fahrwerk mit 11 PS nicht.
Aber, auf einmal kann ich absolut spielerisch in die Kurve gehen, eine wirklich exakte Linie fahren, drauf sitzen und sich wohl fühlen trifft es,
glaube ich ganz gut.
Mit dem Ding kommt jede(r) auf Anhieb zurecht, perfekte Rückmeldung, völlig unkritisches Fahrverhalten.
Die Bestellliste zeigt, mit der Meinung stehe ich nicht alleine.
Nun habe ich mir überlegt, woran liegt das?
Hier der Versuch einer Erklärung aus technischer Sicht:
Der alte Rahmen ist unten offen, der Motor übernimmt eine tragende Rolle.
Stabilität und Steifheit sind abhängig von der Konstruktion, Material und Rohrdurchmesser.
Die Konstruktion des Rahmenheck`s finde ich ziemlich abenteuerlich.
Das Schutzblech übernimmt eine tragende Funktion.
Hier erkennt man sehr gut, das Gepäck, Beifahrerin etc. voll an der filigranen Konstruktion hängen, 4 Schrauben......
Hier nun der aktuelle Rahmen, 50 er Oberrohr, klare Linien, Kraftverlauf nachvollziehbar
Unterzug unten geschlossen, Motor „hängt“ im Rahmen, muss wesentlich weniger zur Stabilität beitragen
Das führt zu einer klar strukturierten Optik
Das neue Heck mach auf mich doch einen deutlich stabileren Eindruck, für Weltenbummler beruhigend
20 kg weniger auf der Waage, wo kommen die her?
Was nicht da ist wiegt nichts, klingt banal, ist aber so.
Toolboxen sind entfallen.
Der Zahnriemen benötigt keinen Kettenschutz
Gabelbrücken und Steuerrohr anstelle der früheren Casquette
Instrumentierung ohne Schnickschnack
© Ina Peters P H O T O G R A P H I E
Bremsankerplatte aus Alu, früher Stahlblech
© Ina Peters P H O T O G R A P H I E
Schutzbleche aus Edelstahl, etwas schlanker, und Lack nicht nötig, so addiert sich Gramm um Gramm
Ein nicht unwesentlicher Faktor am Fahrgefühl ist sicher auch, dass alles fluchtet, Motor, Getriebe, Räder wirklich präzise in einer Linie laufen.
Bei den alten Modellen war die Geometrie doch eher dreidimensional
Was mich wirklich beeindruckt, hier wird nicht einfach in die Konfektions-Kiste gegriffen und aus verfügbaren Teilen ein Motorrad zusammengestellt,
sondern selbst konstruiert und zusammengebaut.
Einige Beispiele:
Batteriehalterung aus Edelstahl
© Ina Peters P H O T O G R A P H I E
Primärdeckel und Getriebehauptwelle
Primärgehäuse
Kasten komplett
Alutank
Radsätze mit Edelstahlfelgen und Speichen, Naben noch original

Wer sich mit Konstruktion etwas beschäftigt hat, kann nachvollziehen, welcher Aufwand hinter diesen Dingen stecken.
Dann muss auch noch jemand gefunden werden, der das preisgünstig und in erforderlicher Qualität produziert, in eher kleinen Mengen.
Die Sommer hat vermutlich erheblich mehr Teile „Made in Germany“ wie die typisch deutsche Marke mit dem Propeller.
Es ist auch nicht angedacht, die Produktion nach Taiwan auszulagern
Sicher, der Stil hat sich gewandelt, eine aktuelle Sommer fährt keine Oldtimer Optik in der Gegen rum.
Offensichtlich kein Hinderungsgrund, so lange Lieferfristen gab es noch nie..
Meine Meinung, dass Warten lohnt sich