Yamaha MT09 Tracer vs. MT10 oder, wieviel Leistung braucht man?
Die MT09 Tracer ist Moped Nr. 41, gezählt ab April 1969, da war eine Garelli Europed der Einstieg in die Welt der motorisierten 2 Räder.
Mit dem Thema Reifen, Fahrwerk setzte ich mich schon ab der 750 er 2-Takt Suzuki auseinander, allerdings fehlte mir damals natürlich der technische und fahrtechnische Hintergrund von heute.
Mangelndes Wissen wurde durch jugendlichen Leichtsinn, Risikobereitschaft und Glück kompensiert.
Einen deutlichen Sprung nach vorne brachte mir die Zeit von 1981-87, da war Trial angesagt, mit unzähligen Wettbewerben, Trainingslager, war das erste mal, dassich bewusst an Fitness, Fahrtechnik und Optimierung der Motorräder arbeitete.
Durch berufliche Weiterbildungen, Umzüge folgten dann einige Jahre verschiedener Motorräder, auch immer wieder Enduros, Reiseenduros, bis es dann mit den Supermotos losging.
Zuerst Suzuki DRZ 400, dann, etwas ernsthafter, mit Husqvarna SM 610, die mit Prüfstandsläufen bei ABP, geänderter Vergaser Bedüsung und anderem Endtopf sehr deutlich an Leistung und Durchzug zulegte.
Diverse Kurse bei Lothar Schauer, Training auf Rennstrecken in Frankreich und Deutschland brachten den nächsten Sprung nach vorne.
Auch hier ging es in erster Linie um Spass, nicht um anderen etwas zu beweisen.
Es folgten dann 95.000 km Sommer Diesel, dazu sind die Reiseberichte usw. hier im Blog ja schon länger verfügbar.
1983 "half" mir meine Tochter beim Schrauben an der 320 ccm Italjet
Inzwischen ist sie 38, fährt eine 650 er Kawa, ihr Freund die Yamaha MT07
Da brauche ich mit einer 12 Ps natürlich nicht vorbeizukommen.
Die MT07 Tracer, die mir vom Motor sehr gut gefällt, ist für 1,85 Fahrer zu klein.
Es wurde dann die MT09 Tracer
Im Vergleich zu den Motorrädern meiner Vergangenheit ist die Tracer mit 212 kg fahrbereit relativ leicht, mit 115 Ps vernünftig motorisiert. Die 1100 er Suzuki hatte ca. 100 Ps bei 270 kg, die beiden BMW K100 90 Ps und waren deutlich schwerer, ≈220 bzw. 270 kg
ABS gab es in den beiden K und der BMW X-Country, Traktionskontrolle und Fahrmodi waren für mich Neuland.
Für mich total überraschend, die Tracer überforderte mich, trotz knapp 100.000 km Diesel, nicht.
Der 3 Zylinder Motor hat dosierbaren Dampf von1200 bis gut 10.000 rpm, unter 5 Liter auf 100 km Verbrauch, so etwas gab es früher nicht.
Hinsichtlich Sitzposition und Geometrie fährt sich das Motorrad wie eine Supermoto auf Steroiden.
Ziemlich schnell war ich mit dem Fahrwerk, bzw. Ansprechverhalten Federbein + Gabel unzufrieden. Bestätigt wurde diese Meinung durch meine Beifahrerin, die gnadenlos Schwächen in der Dämpfung monierte ("mir wird schlecht"... nach Erhöhen der Vorspannung und Zufgstufe.. "ist zu hart". ;=)
Auf Empfehlung non MoBikes wendete ich mich an Andreas Reh ( Rehcing )
Nach ausführlichen Gesprächen wurde es ein Wilbers 641 er Stoßdämpfer mit passender Feder, hydraulischer Verstellung und Wilbers Low Friction Gabelfedern + Gabelöl.
Die empfohlene Grundeinstellung ist eine gute Ausgangsbasis für Feintuning.
Mit den Dunlop war ich immer noch nicht so richtig zufrieden, sind nie weggerutscht, aber mir fehlt das Vertrauen, die Rückmeldung in den Reifen.
Bei km Stand 6300 ließ ich Pirelli Scorpion Trail 2 aufziehen.
Ich wollte einen Reifen, der bei Kälte und Nässe funktioniert, gute Rückmeldung liefert und eine brauchbare Lebensdauer aufweist. Was auf den stärkeren und erheblich schwereren GS funktioniert, sollte auf der Tracer.....
Ob es nun eine reine Kopfsache ist, keine Ahnung. Auf jeden Fall komme ich mit den Pirellis auf inzwischen gut 2000 km bestens klar, wenn ich will, bis zum hochklappen der Raste, wo es vorher in Ausnahmefällen mal zart kratzte, sind jetzt ganz andere Reserven da. Der Reifen hat eine etwas rundere Kontur, identische Schräglage, breiterer Rand.
Die serienmässige Frontscheibe verursacht bei meinen 1,85 m und hoher Sitzposition ziemlich Randale im Schubert C3 Pro.
Höhere Scheibe will ich nicht, das ist dann Roller Feeling.
Besser, wenn auch nicht perfekt. Aber ich fahre auch auf der BAB nur in seltenen Fällen länger über 160≈170 km/h, dafür gibt es andere Motorräder (FJR 1300, für Speed Junkies R1), da passt die Power Bronze Scheibe ganz gut. Wegen der Optik kaufte ich die Tracer eh nicht...
(Puk, die Stubenfliege, oder schön geht anders ;=)
Bei MoBikes bekomme ich freundlicherweise immer wieder alles mögliche zum Testen.
Eine spannende Erfahrung war die MT10.
Vorführer mit 300 km auf der Uhr, etwa gleiches Gewicht wie die Tracer, anstelle von 847 ccm auf 3-Zylinder 998 ccm auf 4 Zylinder verteilt. Im Prinzip ein kastrierter R 1 Motor. 4 cm kürzerer Radstand (1400 mm, Tracer 1440 mm, die 2019 er 1500 mm) 120 mm Federweg anstelle 137 mm VR, 130 mm HR Tracer, knapp 46 Ps mehr.
War gespannt, zuerst Traktionskontrolle auf 3 (stärkste Regelung) und Fahrmodi ebenfalls 3 (zahmstes Ansprechen Gas). Stadtverkehr völlig problemlos, wobei ich da den dritten Gang nahm, fühlte sich gut an, bei der Tracer geht da der 4. locker.
Sehr überrascht hat mich das Gefühl in den Kurven, fühlte mich sofort wohl. Federung etwas straffer, liegt in den Ecken extrem ruhig und steif. Nach etwa 30 km wechselte ich auf Traktion 1 und 1. Fahrmodi. Etwas giftiger, kommt aus den Ecken raus auch mal kurz aufs Hinterrad, aber immer ein sicheres Gefühl. Natürlich habe ich den neuen Motor nicht voll ausgedreht, hänge am Leben und meiner Fahrerlaubnis.
Bodenfreiheit subjektiv grösser als bei der Tracer, gestreift hat nichts, wollte ich mit dem Vorführer aber auch nicht erzwingen.
Oben raus passiert natürlich was, die Leistungsdifferenz ist ja eklatant. Aber auf öffentlichen Strassen, wenn man halbwegs innerhalb der gesetzlichen Geschwindigkeit bleibt, wohl bei identisch qualifizierten Fahrern wohl kaum in echten Zeitvorteil umzusetzen. Sicher muss der MT09 Motor etwas mehr gedreht werden.
Die MT09 Tracer fährt sich spielerischer, die MT10 etwas direkter, auf der Rennstrecke sicher deutlich schneller.
Ich bin ein Fahrer, der gelernt hat, in der Kurve mit Gefühl Gas zu geben, weil man sonst mit den Reifen der 70 iger Jahre auch mit 50 Ps schnell auf der Nase lag.
Schaue ich mir Testvideos, z.B. von 1000 PS mit der neuen 1000 er BMW (207) PS an, da gibt es Szenen mit blinkender Traktionskontrolle aus der Kurve bis in die Gerade mit über 200 km/h.
Die Elektronik scheint es zu richten, ich muss mich zwingen, auf nasser Strasse so aufzuziehen, dass die Lampe blinkt.
Gut, ich fahre keine Rennen, bin trotz der ganzen Jahre Motorrad noch nie auf öffentlichen Strassen bei hohen Geschwindigkeiten gestürzt.
Meinen Fahrschülern erklärte ich früher immer: Schnell fahren ist kein Problem, über Jahrzehnte flott fahren ohne aufs Maul zu fliegen schon eher.
Resümee:
Wieviel Leistung braucht man?
Eine FJR 1300 mit Gepäck, Kardan, 2 Personen besetzt, Gewicht des Motorrades allein schon fast 300 kg, ist mit 1300 ccm und 146 Ps sicher vernünftig motorisiert.
Die MT09 Tracer hat eine gute Kombination zwischen Gewicht, Leistung, Anschaffungspreis und Unterhaltskosten.
Die MT10 braucht nach meiner Erfahrung ca. 2,5 bis 3 Liter auf 100 km mehr, ist im Unterhalt spürbar teurer, auf dem Weg in die Alpen langsamer, weil dauernd am Tanken.
Wer natürlich den 4-Zylinder will, 160 Ps "braucht", kaufen.
Bedeutet, es gibt keine klare Antwort, ist eben individuell.
PS.: Ich war 95.000 km mit 12 PS ohne Zündkerze glücklich, hatte verdammt viel Spass.
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