Es ist kalt, Salz auf der Piste, die richtige Zeit um sich etwas mit dem Thema Stoßdämpfer zu befassen. Ich beschreibe das an Öhlins Dämpfern, gilt aber grundsätzlich für fast alle Marken. Meine Anforderungen sind für den Motorrad Typ ungewöhnlich, 2 Personen mit Gepäck. Sozia knapp 50kg ohne Klamotten, Helm etc., Fahrer 95 kg, Gepäck ca. 20~25kg.
Auf kurvenreichen und nicht immer erstklassig asphaltierten Strecken spielt das Fahrwerk oft eine größere Rolle als pure Motorleistung.
Als ich die Öhlins bestellte, wurden mir Federn mit 45 N/mm empfohlen, von härteren abgeraten. Trotz gewisser Zweifel stimmte ich zu. Die Federn sind im unbelasteten Zustand 125 mm lang. Die Dämpfer haben 50 mm Federweg, was am Hinterrad auf Grund der Hebelverhältnisse und schrägem Einbau dann 70 mm am Hinterrad ergibt. Ausgeliefert wurden die Dämpfer mit 10 mm vorgespannten Federn.
Es zeigte sich dann nach mehreren Touren, dass die Dämpfer oft durchschlagen, was kein angenehmes Gefühl ist.
Federbein nur mit Motorrad belastet.
Federbein mit Fahrer und Sozia belastet. Klar zu erkennen, da ist nicht mehr viel Luft zum einfedern. Nach einer Anfrage bei Öhlins wurden mir 14 mm Vorspannen empfohlen, was ich mit Stirnrunzeln dann testete. Wie erwartet, nützte das nichts. Dämpfer sprachen auf kleine Unebenheiten schlecht an, schlugen trotzdem durch. War also klar, die Federn sind zu schwach.
Ich orderte dann 65 N/mm Federn, die dann nach etwa 5 Monaten endlich beide geliefert wurden, für die Bolt gibt es da nicht viel
Ich überlegte mir nun, wie man das grafisch und allgemein verständlich darstellen kann, weil ich oft erlebe, dass nicht immer klar ist, warum das Vorspannen der Federn nur in einem begrenzten Bereich sinnvoll ist. Um das System Federung zu verstehen, erst einige Erläuterungen.
Das im folgenden beschriebene System (habe nicht ich „Erfunden“) beruht auf langjähriger Erfahrung der Hersteller. Wenn ein Motorrad hochgebockt ist, also Räder, bzw. Hinterrad in der Luft, ist die Federung komplett ausgefedert, ohne Belastung. Stelle ich das Motorrad nun auf die Räder und halte es am Lenker senkrecht, wirkt das Gewicht vom Motorrad auf Hinter- und Vorderrad.
Jetzt soll Hinterrad 10~15 % des Federwegs ein federn, gemessen am Federbein als bei 50 mm Federweg 5-7,5 mm, dieser Wert wird N1 genannt. Warum der Wert wichtig ist, erläutere ich später. Nun wird das Motorrad belastet, in meinem Fall mit Fahrer und Sozia, Füße auf denn Rasten, also Lenker irgendwo anlehnen.
Nun sollen 25~30 % des Federwegs verbraucht werden, also 12,5-15 mm. Es spielt keine Rolle, ob ich das am Dämpfer oder direkt am Hinterrad messe, beim. Hinterrad sind dann 70 mm die 100 %. Sinn ist es, dass beim Fahren über Wellen das Hinterrad auch ausfedern kann. Wenn der Wert nicht stimmt, also das Motorrad mehr wie 30 % ein federt, muss ich die Vorspannung an beiden Dämpfern erhöhen. Also die Feder mit dem Ring und Hakenschlüssel weiter zusammen pressen.
Nun das Ganze grafisch dargestellt. Der rote Strich stellt die momentan eingebaute Feder da.
Ihr erinnert euch, Öhlins empfahl mir 14 mm Vorspannung. Damit hatte ich im Stand auch etwa die 30 %. Nur der Wert N1 war 0! Die Bolt federte im Stand ohne Last, also nur mit eigenem Gewicht, nicht mehr messbar ein. Das bedeutet, die Feder ist viel zu stark vorgespannt.
In der Achse "Kraft" sehen wir, dass beim Einfedern die Feder immer weiter zusammen gedrückt wird, dementsprechend auch mehr Druck hat. Je stärker ich die Feder vorspanne, umso mehr Druck benötige ich, um sie weiter zusammen zu drücken. Im Diagramm sieht man nun, dass die rote Linie bei leicht eingefedertem Motorrad (5 mm) über der blauen liegt. Im Fahrbetrieb bedeutet das, die Federung spricht bei rot später an als bei blau. Bei ca. 15 mm eingefedert kreuzen sich die Linien, bedeutet, beim weiteren einfedern kann die 45 N/mm Feder weniger Gegendruck als die 65 N/mm Feder zur Verfügung stellen.
Im Klartext, Feder rot spricht schlecht an, schlägt dann aber trotzdem durch.
Die untere Achse zeigt den Federweg, also welche Kraft anliegt, wenn das Motorrad am Hinterrad einfedert. Die 5 mm Einfedern haben nichts mit der oben links angegebenen, zufällig auch 5 mm Vorspannung zu tun.
Nun betrachten wir das mit den ursprünglichen 10 mm Vorspannung von rot und 5 mm Vorspannung der deutlich (gut 40%) stärkeren Feder. Ob das mit den 5 mm funktioniert, werde ich erst nach dem Einbau und Messen des Sag (Negativfederweg) unter Last (Gisela und mir) feststellen können, ist also quasi der erste Versuch.
Was sehen wir nun im Diagramm?
Beide Federn haben bei leicht eingefedertem Motorrad (5 mm) die gleiche Kraft, allerdings muss die 45 er Feder dazu 10 mm vorgespannt werden, die 65 er nur 5 mm. Bei 15 mm Einfederung haben wir schon 175 Newton Unterschied, bei voller Einfederung 875 Newton.
Wie sich das dann im Fahrbetrieb auswirkt, bleibt abzuwarten.
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