26.04.2018

Kette vs. Gates, Versuch eines Vergleichs

Mit dem R&M Supercharger Rohloff GX habe ich erstmalig ein Bike mit Rohloff und Gates im Besitz.
Meine Erfahrungen mit dem Gates beschränkten sich bis dahin auf mein Diesel Motorrad, dort stellte ich fest, dass dieser Off Road an seine Grenzen kommt, ggf. auch einfach abreisst.

Beim R&M wird das CDX System verwendet
Riemenscheibe 6.jpg 

Der Gates verwendet Carbon Fasern, die sind im Vergleich zu Aramid Fasern hochfest, allerdings nicht elastisch, reagieren also etwas humorlos auf Überlastung. Beim Fahrrad wird Carbon meines Wissens trotzdem verwendet, um ein Überspringen unter hoher Last auszuschließen.
Nach einem Tip aus dem Pedelec Forum reduzierte ich die Spannung von gut 40 Hz auf 30≈32 Hz, mir ist der Gates auch bei extremen Steigungen Off Road an meinem Limit nie übersprungen. Zumindest auf etwa 1000 km musste ich den auch nicht nach spannen., läuft dann spürbar leichter.

Nach dem Kauf des R&M fiel mir auf, dass ich Streckenabschnitte, die ich mit dem Levo ohne Motor gefahren bin, mit dem Jeep (meine Bezeichnung für das SC) nur auf Stufe Eco packte. Ist etwa 7 kg schwerer als das Levo, ok dachte ich mir, Rohloff + Gates läuft natürlich etwas zäher als eine Kettenschaltung.

Dann bekam ich von einem Bekannten das Vorgängermodell ein Wochenende zum Testen
Charger GX 2.jpg 

Das entspricht prinzipiell dem Jeep, ob die Akkus nun integriert sind oder aufgesetzt hat keine signifikanten Auswirkungen auf die Effizienz.
Sehr überrascht war ich vom Fahrgefühl, hatte den Eindruck, dass Bike läuft erheblich leichter und lässt sich, fast wie das Levo, auch oft auf Stufe Null ohne Motor Unterstützung fahren.

Jetzt kam ich dann doch ins Grübeln und befasste mich etwas mit den Wirkungsgraden verschiedener Antriebe. Klar ist, jedes Lager, Zahnräder, Umlenkrollen hat einen Widerstand.
Bei einer Kettenschaltung variiert dieser in Abhängigkeit vom Schräglauf und Verschleiß, Pflegezustand.

©Rohloff
Diagramme © Rohloff 1.jpg 
Das Diagramm zeigt eine Reihe von Messläufen mit neuen und gebrauchten Komponenten, mal mehr, mal weniger gut geschmiert, daher keine Linie sondern ein Feld.

Die 14 Gang Nabe liegt laut Rohloff in diesem Bereich, im Hintergrund die Werte der Kettenschaltung
©Rohloff
Diagramme © Rohloff 4.jpg 



Das deckt sich in etwa mit den Messungen von Oehler, der bei Kette allerdings nicht die einzelnen Gänge gemessen hat.
Diagramme © Oehler.jpg


Die Speedhub Linie ähnelt den Angaben von Rohloff, hier kommen natürlich diverse Faktoren ins Spiel, Art des Prüfstands, mit welcher Last wurde gemessen, Toleranz der Messgeräte.

Grundsätzlich sollte folgendes Verstanden werden, jede Nabe hat einen gewissen Verlust, die Unterschiede in den einzelnen Gängen kommen von der Anzahl von Zahnrädern, Planetensätzen die im jeweiligen Gang mitlaufen.
Dazu addiert werden muss jetzt noch der Verlust der Kraftübertragung von Kurbel zu der Nabe!
Das ist der Unterschied zur Kettenschaltung!
Die für mich relevante Frage war nun, gibt es da einen Unterschied zwischen Kette, was ja dann Single Speed entspricht, und Gates?

Das Thema wird im I-Net sehr kontrovers behandelt, nützt mir alles nichts, relevant sind für mich meine Erfahrungen, also baute ich um. 

Kette- Feintuning 8.jpg

Nun ist Fahrgefühl eine Seite, ob sich das dann auch irgendwie mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln belegen lässt, eine ganz andere :ROFLMAO:

Ich verglich Fahrten mit Gates mit denen, die ich mit Kette absolviert habe. Da ich den NYON nicht von Anfang an hatte, waren das mit Gates 438 km/6628 Hm, mit Kette 350 km/5737 Hm.

Betrachtet habe ich folgendes, Motorleistung zu eigener Leistung und wie viel ich ohne Motor gefahren bin.
Bildschirmfoto 2018-04-26 um 10.08.24.jpg 



Natürlich kann man nun argumentieren, hängt von der Strecke ab, Tagesform etc., etc.
Stimmt alles, trotzdem ist FÜR MICH eine klare Tendenz erkennbar:
Tabelle.jpg 

Mit Kette musste ich mich im Schnitt 6% weniger vom Motor unterstützen lassen und konnte 16% mehr auf Stufe Null fahren.

Resümee:
Ich werde weiter mit Kette fahren, die Zeit und Kilometer werden zeigen, wie sich Verschleiß und Wartungsaufwand entwickeln.
Das ist ausdrücklich nicht der Versuch, dass System GATES schlecht zu reden!!!!
Es ist nur der Versuch zu erklären, warum ich so entschieden habe, wie schon zig fach geschrieben, eine Frage des Schwerpunktes, der Asthetik, was ist mir wichtig.
Auch klar, würde ich mir die Schwalbe Super Moto X montieren, wäre der Unterschied vermutlich größer als Wechsel Gates zu Kette!
Ich würde dann aber auch oft auf der Nase liegen, bei meinen Strecken :ROFLMAO: 

23.04.2018

Riese&Müller, Gates vs. Kette

Wer sich mit dem Thema Gates vs. Kette etwas im Netz befasst, stellt schnell fest, dass hier Emotionen aufeinander prallen, es schwierig ist, nüchterne Fakten zu finden.
Auf der Riese&Müller Seite ist zu erkennen, dass alles was irgendwie in Richtung Mountain Bike geht, Kette hat, die Touren, Cargo und City Fraktion oft mit Gates unterwegs ist.

Das Supercharger Rohloff GX ist etwas zwischen den Welten angesiedelt, geländegängiges Reiserad oder für mich Jeep trifft es wohl ganz gut. Ich hatte bis dahin noch nie ein Bike mit Rohloff oder Gates, als Nabe nur NuVinci N360 mit Kette und Shimano 8-fach in einem Touren Bike ohne Motor.

So grundsätzlich ja eine feine Sache, keine dreckigen Pfoten mehr, wenn es regnet auch egal, Lebensdauer angeblich sehr hoch.
Die ersten Falten in der Stirn gibt es, wenn man die Übersetzung an persönliche Vorstellungen anpassen will, hatte ich in dem Beitrag beschrieben, Auswahl der Scheiben begrenzt, sauteuer.
Gut, die Masse fährt eh mit dem was Serie ist.
Ein Gates kann reissen, auf Grund äusserer Umstände wie Ast etc. oder eben auch mal einfach so, habe ich bei einem Bike von Bekannten innerhalb der ersten 100 km erlebt.
Passiert das unterwegs, schieben, Taxi oder ADAC, wenn man keinen Reserve Gates dabei hat. Der ist mir rund 90 € auch nicht wirklich ein Schnäppchen, so einfach zusammenrollen und in die Tasche stopfen sollte man den auch nicht.
Die Entscheidung bei R&M, dieses Reiserad mit Gates auszustatten, hat wohl eher Marketing als praktische Gründe, aber das ist eine Vermutung.

Die Überlegungen oben waren bei mir aber nicht die initiale Zündung, die kam nach einer ausgiebigen Testrunde mit dem Vorgänger des Jeep, dem Charger.

Der entspricht im Prinzip dem Jeep, hat noch die alten Akkus, aber eine fast identische Geometrie, Laufräder, Schaltung, aber, KETTE.

So 20 km auf meinen üblichen Abschnitten, Hmmmmm....
Läuft SPÜRBAR leichter, macht mindestens 1 Gang aus, wo ich beim Jeep auf Eco schalte, fahre ich mit dem Charger noch ohne Motor 😂

Mal kurz gerechnet, 2 x Gates Scheibe + Gates rund 300 €, 2 x Ritzel + Kette unter 100 €, Übersetzung im Rahmen der Naben Grenzen deutlich feiner anzupassen.

Etwas Beschäftigung mit dem Thema zeigt aber auch gewisse Probleme, die Kettenlinie von Gates ist deutlich anders, als die einer Gliederkette. Auf Grund der Gates Breite ist die vordere Scheibe am Bosch stark gekröpft, deshalb der Motor im Rahmen weiter links eingebaut.
Hat zur Konsequenz, dass man den Charger nicht von Kette auf Gates umbauen kann.


Nun ist der Gates extrem empfindlich auf exakte Flucht, eine Kette ist da flexibler, sonst würde keine Kettenschaltung funktionieren. Trotzdem ist es wünschenswert, die Kettenlinie möglichst gerade zu haben.
Gut, Versuch schlägt Theorie, her mit dem Material:

Vorne 20, hinten 21 Zähne, Kettenlinie funktioniert zwar, gefällt mir aber nicht:

Ausserdem hängt das Hinterrad entweder vorne am Anschlag, oder, mit einem Kettenglied mehr, hinten...

Wäre ja auch zu einfach, wenn dass einfach so passen würde 😎
Na gut, es gibt seit kurzem Ritzel für den Bosch mit Versatz


Haben dann auch einen anderen Sicherungsring beigelegt

Sieht doch deutlich entspannter aus, jetzt wird die Kettenlinie auch sichtbar besser

Mittels eines Halbglieds sitzt das Hinterrad nun passen im Verstellbereich


Optik im Vergleich zum Gates etwas mickrig 😏

Übersetzung nun doch ordentlich Richtung Klettern ausgelegt

Der spannende Punkt war nun, ändert sich der Tretwiderstand?
Absolut, dass Bike läuft erheblich leichter, fahre jetzt fast die identischen Abschnitte wie mit meinem Levo ohne Motor. Das werde ich aber noch genauer Auswerten, Dank NYON relativ gut zu beurteilen.


1. Resümee:

Man muss sich über die eigenen Ansprüche Gedanken machen. Wartungsarmut und saubere Finger im Vergleich zu effizienterem Antrieb, robusteres System gegen Beschädigungen, dass mit einem Kettenieter und einigen Reserve Gliedern einfach repariert werden kann.
Wer grundsätzlich mit Motor fährt, den wird das Delta zwischen Gates und Kette nicht interessieren, die Vorteile in der Pflege schon.

Wird bei neuen Erkenntnissen fortgesetzt.

Futter für Interessierte: https://www.rad-lager.de/riemenantrieb.htm



Riese&Müller Supercharger, Federweg erhöhen

Das Riese&Müller Supercharger Rohloff GX ist mit einer Suntour SF15-AION Federgabel ausgerüstet. Diese stellt 100 mm Federweg zur Verfügung.

Das Supercharger gibt es auch in einer Mountain Version mit 120 mm Gabel:
https://www.r-m.de/de/e-bike/supercharger-mountain/
Rahmen identisch, also mit 20 mm mehr vorne problemlos fahrbar.

Die Suntour SF-15AION lässt sich ohne zusätzliche Bauteile auf unterschiedliche Federwege umrüsten, im Gegensatz zu Rockshox ist kein anderer Airschaft nötig.

Schrauben an Fahrwerk und Bremse kann das Fahrverhalten massiv beeinflussen, Umbauten etc. auf eigenes Risiko, ebenfalls eventuelle Garantie Probleme bedenken!

Hier beschreibe ich meinen Weg:
Vorderrad ausbauen, entweder Bremssattel abbauen oder oben den Bremsgriff, Bremsleitung blockiert sonst das Zerlegen.
Luft aus der Luftkammer ablassen!

Ich habe das Bike auf den Lenker gestellt, geht aber natürlich auch an einem Reparaturständer.
Der rote Knopf für die Zugstufe ist nur gesteckt, abziehen. Darunter kommt die Mutter, den O-Ring vorsichtig entfernen, sonst geht die Nuss nicht drauf.

Mutter abschrauben

Auf der in Fahrtrichtung linken Seite (Luftkammer) ist nur eine Schraube mit Innensechskant. Diese 2≈3 Umdrehungen lösen, dann der Schraube einen kontrollierten Schlag geben, damit sich der Airshaft vom Casting (Unterteil der Gabel) löst, Schraube ganz rausdrehen.

Ich habe dann das Casting komplett mit Schutzblech abgezogen

Was auffällt, im Gegensatz zu Rockshox ist kein Öl im Casting, die Schmierung erfolgt bei der Auslieferung nur mit Fett



Jetzt die Luftkammer aufschrauben, wer vorher nicht den Druck abgelassen hat, dem steckt der Airschaft......

Im Gegensatz zur Rockshox ist der Airshaft nicht mit dem Kolben der Luftkammer verbunden, der bleibt in der Gabel, sah auch keinen Grund den auszubauen. Bekommt man raus, indem vorsichtig etwas Luft in die Kammer mittels Federbeinpumpe gepumpt wird, dann steigt der nach oben.

Hier nun die Negativfeder, die wird meiner Meinung nach beim Ausfedern wirksam und bildet den Anschlag.

Die 4 Rebound Spacer a 10 mm regeln, wie weit die Gabel ausfedern kann, habe 2 Stück entnommen.
Alles gefettet, Luftkammer wieder zusammengebaut, der Deckel bekommt 10 Nm.

Abstreifgummis im Casting gefettet, Casting wieder so weit aufgesteckt, dass Airschaft und Führungsstange noch nicht durch die Bohrungen schauen. Pro Seite mit schräg angesetzter Spritze füllte ich 20 ml Rockshox 0W-30 High Performance Suspension Fluid ein, dass Öl wird in den RS Gabeln zur Schmierung verwendet, dürfte bei Suntour auch funktionieren.

Dann die Gabel verschrauben, Inbusseite 10 Nm, Zugstufenseite 6 Nm, O-Ring und Verstellknopf leicht gefettet montieren

Luft rein, hat nun 120 mm Federweg

Fährt sich sehr gut, zumindest meiner Meinung nach. Da die Gabel für bis zu 140 mm konstruiert wurde, ist die Überlappung zwischen Stand und Tauchrohren immer noch gross genug.