Manchmal habe ich den Eindruck, bin unbezahlter Pressesprecher vom Jochen Sommer, natürlich meine eigene Schuld, schließlich berichte ich auch viel darüber, JS ist nun nicht gerade der Meister des Marketings (verkaufen sich auch so, ausserdem hat er ja mich ).
Bei aller Begeisterung für die Motorräder habe ich aber den Eindruck, dass mitunter etwas blauäugig aus einer Phase der Euphorie heraus bestellt / gekauft wird, führt dann mitunter zur Ernüchterung, manchmal auch Frust.
Deshalb werde ich meine und mir zugetragene Erfahrungen hier darlegen:
Eine Sommer Diesel war und ist nicht billig, ich betrachte den Preis als angemessen, aber für das Geld gibt es auch bei Royal Enfield diverse Alternativen, sowohl im Diesel, als auch im Benziner Bereich.
Wer das Motorrad rein aus wirtschaftlichen Gründen kauft, begeht meiner Meinung nach einen Fehler.
Das rechtsgeschaltete Getriebe ist mit modernen Konstruktionen nicht vergleichbar, braucht mindestens 10.000 km bis es halbwegs läuft, jeder Schaltvorgang dauert seine Zeit, deshalb ist es oft besser, nicht zu schalten. Ist mir so richtig klargeworden, als ich in Ransel verschiedene Bullet nacheinander gefahren bin, mit bajuffs 5 Gang schaltete ich wesentlich öfters, als mit den 4 Gang rechts Getrieben. Wer im Jahr nur 2000 km fährt, brauch viel Geduld. Für Wenigfahrer ist die Diesel meiner Meinung nach das falsche Gefährt.
Der Motor hat ≈ 11PS!!!!
Im Neuzustand kommt man damit (spreche jetzt von meiner) kaum über 80 km/h (GPS oder der sehr genaue neue Tacho, die alten Teile zeigten wesentlich mehr an).
So im Laufe der Zeit steigert sich das dann, dazu ist aber Geduld und deutlich über 10.000 km nötig. Meine läuft unter guten Bedingungen (abhängig von Aussentemperatur, Kälte ist Mist, Windrichtung, minimalsten Steigungen, Bekleidung, Gepäck, Lenkerbreite, ganz wichtig: Fahrergewicht, Mondphase, Sonnenflecken, Laune von Gisela) ≈95 km/h. Mit schmalem Lenker, zierlicherem Fahrer, Lederjacke etc. eventuell auch 100 km/h. Auf der Autobahn im Widschatten oder massivem Rückenwind stehen dann auch ggf. 110 auf der Uhr, dass passiert aber nicht soo häufig.
Bei stürmischem Wetter kann es auf der Ebene auch nur 75 bedeuten
Irgendwelche Pässe hoch u.U. noch mit Gepäck, mit 50 kommt man auch an
Die Stellschraube, mit der kurz 5 PS freigemacht werden, suchen alle noch .
Leistungs-Tuning ist bei so einem Motor nicht einfach, aufbohren unmöglich (Wandstärke), billige Lösungen sind mir bisher nicht bekannt.
Heisst im Klartext, Zeit ist relativ, ein 80 iger Schnitt auf der Autobahn ist gut, klappt nicht immer, ja, man wird mitunter von LKW`s überholt.
Auf der Landstrasse sind Überholvorgänge die Ausnahme, müssen taktisch geplant sein, Leistungsreserven gibt es keine.
Wer das vor dem Kauf nicht verinnerlicht hat, und damit leben kann, wird schnell verzweifeln.
Fahrzeugpflege, Korrosion:
Das Motorrad ist eine handgebaute Kleinserie, nicht von Automaten, Fertigungsbändern und Schweissrobotern zusammengefügt.
Der Motor besteht aus etwas porigem Aluguss, ähnlich den 2-Ventiler BMW`s.
Diverse Teile wie Gabel, Getriebe, Primärgehäuse sind aus teilweise poliertem Aluminium.
Sieht neu toll aus, nach einer Woche Salzwasser oder Luft wie die Sau
Eine Enfield oder Sommer ist keine Honda mit lackiertem Motorengehäuse, eloxiertem Alu etc.
Vieles ist aus Edelstahl (Felgen, Speichen, Krümmer, Schalldämpfer, Batteriehalter, ggf. Gepäckträger usw.), manches Pulverbeschichtet oder hochwertig lackiert. Der Rest bedarf intensiver Pflege, wenn ich die Optik erhalten will.
Fahre ich den Winter durch, geht das auch mit intensivem Vorbereiten auf das Material, Salzwasser kriecht in jedes versteckte Eck hinein
Der Motor ist für den stationären Betrieb konzipiert, da ist Salzwasser eher kein Problem. Auf der Baustelle juckt es auch niemand, wenn die Leitung zur Einspritzdüse fröhlich braun erstrahlt
Hier muss jeder für sich entscheiden ob er Nutzkrad oder Showroom Optik möchte, dazwischen gibt es diverse Abstufungen
Resümee:
Eine Sommer Diesel, Enfield Bullet oder EFI bedarf meines Erachtens mehr Pflege als das japanesische Standart Gefährt.
Allerdings gammeln die auch im Salz, soll hier nicht verschwiegen werden.
Wer sich darauf einlässt, wird mit aussergewöhnlichem Fahren belohnt, gerade die Diesel haben einen einzigartigen Charakter.
Ausführlich Probefahren und das gelesene im Hinterkopf behalten, dass ist hilfreich zur Frust Vermeidung
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